Nach Osch war Bischkek mein nächstes großes Ziel. Die Fahrt dauerte mir aber mit ca. 15 bis 16 Stunden zu lang und dazwischen gibt es auch noch ein paar Gegenden, die für einen Zwischenstopp sehr interessant sind.
Und so bin ich mit dem shared Taxi, das ich mir mit ein paar Australiern geteilt habe, nach Arslanbob gefahren.
Der Ort ist bekannt für den größten natürlich gewachsenen zusammenhängenden Walnusswald der Welt und man behauptet sogar, die Walnuss käme aus der Gegend rund um Arslanbob. Alexander der Große hat die Nuss dann mit nach Griechenland gebracht, weshalb sie heute auf Russisch noch „Griechische Nuss“ heißt, obwohl sie eigentlich „zentralasiatische Nuss“ heißen sollte.
Wenn im September die Erntezeit beginnt, ziehen die Familien aus Arslanbob und den Nachbarorten dann für die Ernte mit Sack und Pack auf ihre Parzellen in den Wald. Schon bei meinem Spaziergang durch den Wald waren die Leute mit den Vorbereitungen beschäftigt, haben Zäune repariert oder das Gras gemäht, das im Winter als Viehfutter verwendet wird. Walnüsse habe ich allerdings nicht viele gesehen. Mir wurde erklärt, dass der Frühling sehr kalt war und daher die meisten Blüten nicht überlebt haben. Zumindest haben die Menschen dort noch das Heu aus dem Wald. Leider habe ich kein Foto von den alten russischen Lastwagen, die das Heu transportieren, aber sie sind mit ihrer Beladung so breit, dass man auf den Feldwegen locker auf beiden Seiten einen Meter vom Weg ausweichen muss, um nicht vom Heu erwischt zu werden. Darüberhinaus qualmen die alten Russenlaster wegen der großen Last derart, dass man gerne etwas mehr zur Seite geht, um nicht von oben bis unten eingerußt zu werden.
Neben dem Walnusswald gibt es als weitere Attraktionen noch zwei Wasserfälle in der Nähe. Den Weg dorthin habe ich mir aber erspart, da ich nach meinem Fieber und den Magenproblemen noch nicht 100% fit war und die beiden Wasserfälle zu dem Zeitpunkt nur Rinnsale waren.
Dafür habe ich noch eine Wanderung ins Hinterland von Arslanbob unternommen, das hauptsächlich für den Anbau von Kartoffeln und Gemüse genutzt wird. Dort war die Ernte gerade in vollem Gange, natürlich typisch kirgisisch in Handarbeit und mit vollem Einsatz der ganzen Familie. Da mein Magen noch nicht ganz in Ordnung war, musste ich leider den Tee und das Essen, zu denen ich unterwegs ab und zu eingeladen wurde, ausschlagen. Sehr schade, denn die Gastfreundschaft ist wirklich groß in Kirgisistan und auch wenn die Leute teilweise nicht viel haben, sie teilen es gerne.
Und wenn die Zutaten dafür vorhanden sind, heißt, im eigenen Garten wachsen, kann auch die sonst im ländlichen Raum eher einseitige kirgisische Küche, positiv überraschen. So war es dann auch in meinem Guesthouse, wo im Garten Äpfel, Pflaumen, Kräuter, Gemüse und die größten Kohlköpfe gewachsen sind, die ich je gesehen habe. Und so habe ich den Plov, ein typisches Reisgericht für Zentralasien, das die meisten Reisenden in der Gegend irgendwann nicht mehr sehen können, wieder gerne gegessen. Der war mit gekochten Eiern und gedünsteten Äpfeln aufgepeppt und schmeckte einfach herrlich.
Nach zwei Tagen war es dann Zeit, mich auf den Weg nach Bischkek zu machen und die Fahrt dorthin werde ich so schnell nicht vergessen. Im Tourismusbüro in Arslanbob habe ich das shared Taxi bestellt und den Preis vorab geklärt. Somit versprach die Fahrt zwar mit 9 Stunden immer noch lang, aber einigermaßen bequem zu werden. Doch mit Überraschungen muss man immer rechnen und so fuhr das Taxi von Arslanbob nur bis zum nächsten größeren Ort und ich und ein mitreisender Italiener wurden dort in ein größeres Taxi gesetzt mit der Begründung, dass wir zwei zu wenig Passagiere für eine Fahrt von Arslanbob nach Bischkek wären. Das Auto füllte sich nur langsam mit weiteren Passagieren und so warteten wir dort knapp eine Stunde ungeduldig, bis es endlich losging. Schon häufiger habe ich beobachtet, dass vor der Abfahrt Fahrer und Passagiere in den Taxen ein kurzes Gebet sprechen. Jetzt sollte mir klar werden, wozu das gut war. Da die Straße hauptsächlich durch die Berge führt, ist sie sehr kurvig, vor den Kurven nicht einsehbar und ihr Zustand ist denkbar schlecht. Unseren Fahrer hat das allerdings nicht weiter gestört, er ist mit quietschenden Reifen und teilweise auf der falschen Fahrbahn um die Kurven, als ob er meinte, den Gegenverkehr, der glücklicherweise nicht so stark war, durch den Berg sehen zu können. Uns Fahrgästen blieb stellenweise der Atem weg, aber wir wollten natürlich auch zügig nach Bischkek. Also Augen zu und durch und nach jeder Pause das Stoßgebet. Nach ingesamt knapp 13 Stunden Abenteuerfahrt von Arslanbob sind wir dann doch noch wohlauf in Bischkek angekommen und ich war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.