Nach Xi’an in Richtung Westen der Seidenstraße folgend habe ich in Tianshui und in Dunhuang Station gemacht. Die Städte selbst haben mir nicht so gut gefallen, Erstere ist eine normale Stadt ohne irgendwelche Besonderheiten, die zweite ist von chinesischen Touristen komplett überlaufen.
Trotzdem lohnt sich ein Aufenthalt dort, denn in beiden Gegenden gibt es über 2.000 Jahre alte Grotten und Höhlen, in denen die Anfänge des Buddhismus in China wunderbar nachzuvollziehen sind: die Maiji shan Grotten nahe Tianhsui und die Mogao Höhlen in Dunhuang.
In Tianshui habe ich mir, auch mangels Alternativen, ein Hotel mit eigenem Bad gegönnt und nach langer Zeit mal wieder echt guten Kaffee getrunken. Der war dann zwar mit knapp 4 Euro auch recht teuer, aber den musste ich mir einfach gönnen. Es war nämlich auf meiner Route sowohl in Russland als auch in China bisher gar nicht so einfach, einen guten Kaffee zu bekommen.
Dunhuang liegt schon in der Wüste und ist, vom Osten kommend betrachtet, der Ort, an dem sich die Seidenstraße in eine nördliche und eine südliche Route um die Taklamakan Wüste herum aufteilt. Man sieht der Stadt allerdings ihr Alter nicht mehr an. Sie besteht hauptsächlich aus modernen Hotelbunkern, die nur Chinesen aufnehmen, deren chinesischen Gästen und den zwei Hauptattraktionen der Stadt: den Mogao Höhlen und ein paar mehre hundert Meter hohe Sanddünen, den sogenannten „Singing Sanddunes“. Die sollen angeblich, wenn es stark windet und der Sand über die Dünen streift, Töne von sich geben. Ich war bei starkem Wind dort, singen hören habe ich sie nicht.
Gelohnt hat sich der Ausflug für mich in die Sanddünen trotzdem, denn dort konnte ich seit Langem wieder etwas Ruhe finden. Dazu solle ich vielleicht mehrere Eigenschaften des chinesischen Tourismus erklären (aus eigener Beobachtung):
1. Der Tourismus mit Chinesen im Land boomt. Deshalb habe ich sämtliche Zugtickets gut im Voraus gebucht. Für eine 15 Stunden Zugfahrt möchte ich halt dann doch lieber einen Schlafplatz und keinen normalen Sitzplatz.
2. Chinesen reisen zu geschätzten 90% in Gruppen
3. Chinesische Reisegruppen machen zu 100% einfach Lärm, egal ob im Ausland oder im Land. Im Ausland fällt es vielleicht nur mehr auf, da es dort für Gewöhnlich ruhiger zugeht.
4. Wo es etwas zu sehen gibt, wird rundherum eine Kleinstadt an Kaffees, Restaurants/Fressständen und Souvenirläden installiert.
5. Sobald es etwas körperlich anstrengend wird, nimmt der chinesische Tourist für Gewöhnlich einen shuttlebus vom Eintritt bis zum Ziel oder er geht nur soweit, bis das Foto gemacht ist, aber nicht weiter als unbedingt nötig (bis zu dem Punkt ist es aber immer überfüllt).
Also habe ich mich in den Dünen einfach etwas weiter vorgewagt als bis zur ersten Düne und dann war auf einmal Stille. Keine Chinesen und eben auch kein Gesang von den Dünen. Herrlich.
Nicht so herrlich war dann am Vortag meiner geplanten Weiterreise die Info von anderen Reisenden, dass von Dunhuang wegen Unwetter und beschädigten Gleisen alle Züge nach Westen gestrichen wurden. Die Umbuchung war ein nervenaufreibendes Abenteuer und der Ort, von dem wir losfahren sollten, war 2 Stunden Busfahrt entfernt. Ferner hatte der Ort 2 Bahnhöfe. Wir wussten, nur von einem fahren Züge, der andere war auch gesperrt. Wir wussten nur nicht, welcher offen war und welcher nicht. Unser Busfahrer wusste es auch nicht und hat uns am falschen Bahnhof abgesetzt. Letztendlich hatten wir noch Glück, sind mit einem shared Taxi zum richtigen Bahnhof gefahren und haben noch ein Zugticket für den letzten Zug des Tages ergattert. Und so ging es weiter Richtung Westen nach Xinjiang.