Der Hochgeschwindigkeitszug Peking-Xi‘an fährt nun schon seit knapp 2 Stunden im Schnitt 300km/h. So brauche ich für die 1.000km nur 4 Stunden und 20 Minuten. In Russland hätte ich dafür 15-20 Stunden gebraucht.
Dafür war es in Russland nicht so heiß, denn in Xi‘an erwarten mich die nächsten Tage bis zu 40 Grad und in Peking war es zum Teil so feucht-heiß, dass der Wetterbericht von gefühlten 49 Grad gesprochen hat. Sightseeing-Touren fallen damit in die Kategorie Herz-Kreislauf-Maximaltraining. Die beste Reisezeit für China ist der Sommer jedenfalls nicht. Wenigstens waschen die häufigen Gewitterregen den Schmutz aus der Luft und von den Straßen.
Dass China anders und fremdartiger werden würde als alle anderen Länder, die ich bisher bereist habe, war mir schon vor meiner Reise klar. Aber China ist wirklich extrem und es gibt, von der Sprache über die Schriftzeichen bis zum Essen wenig Gemeinsamkeiten mit dem Westen. Zähle ich in dem Fall Russland zum Westen, ist mir dieser krasse Unterschied schon beim Grenzübergang Russland-China mit dem Bus aufgefallen. Die Passkontrolle für die Ausreise aus Russland fand in einer Wellblechhalle aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts statt und allein die Kontrolle meines Reisepasses hat knapp 20 Minuten gedauert. Die russischen Grenzer an diesem Übergang sehen einfach selten fremde Pässe, deutsche wohl ganz selten, meiner war vielleicht die Premiere. Fairerweise sollte ich ergänzen, dass ein internationaler touristischer Verkehr zwischen Vladivostok und Hunshun nicht stattfindet. Auf diese Strecke werden eigentlich nur die Russen nach China zum shoppen gekarrt und die Chinesen zum Einkaufen in die andere Richtung. Da der Kurs des Rubel aktuell im Keller ist, sind die chinesischen Grenz-shopper allerdings in der Überzahl.
Nach dem Erlebnis mit den russischen Grenzern war ich wegen der Einreise nach China schon etwas besorgt denn dort habe ich mir alles noch schlimmer und langwieriger vorgestellt. Das Gegenteil war der Fall. Die Einreise und die Gepäckkontrolle fand in einem topmodernen Terminal statt und der scanner für die Fingerabdrücke hat die Anweisungen auf Deutsch ausgegeben. Nach maximal 5 Minuten hatte ich meinen Stempel im Pass.
So einfach und schnell ist seit dem aber nichts mehr passiert. Mein Hotel in Hunchun war zum Beispiel nicht dort, wo es laut meiner Karten-App sein sollte und bis ich jemanden gefunden habe, der verstanden hat, was ich wollte, hat eine gute halbe Stunde gedauert. Dafür wurde ich dann von der Frau, die mein Hotel kannte und ein Bisschen Englisch sprach, bis an die Rezeption meines Hotels gebracht und sie hat dann gleich noch ein paar organisatorische Themen für mich geklärt. Dafür bin ich ihr auch dankbar, denn an der Rezeption sprach keiner Englisch.
Dass überhaupt mal jemand Englisch spricht oder man lateinische Schrift sieht, ist, abgesehen von Bahnhöfen und der U-Bahn, überaus selten und so zeige ich halt im Restaurant auf das, was ich will oder zeige meinem Gegenüber auf dem Handy die Karten-App oder die passenden Wörter aus dem Wörterbuch. Und so verbringe ich viel Zeit damit, mich verständlich zu machen oder zu verstehen, was mein Gegenüber von mir will. Neben der Zeit, die man schon fürs Schlangestehen vor Passkontrollen, Securitychecks und für das Abholen von Tickets braucht.
Vielleicht sollte ich doch noch wesentliche Redewendungen auf Chinesisch lernen. Wenn ich beim ganzen Schlangestehen Zeit dafür finde.