Wenn ich von Ulan-Ude auf der Luftlinie direkt nach Süden fahren würde, würde ich an Ulan-Bator vorbeischrammen und in Xi’an, dem chinesischen Beginn der Seidenstraße landen. Bis ich tatsächlich in Xi’an sein werde, vergehen noch ein paar Wochen aber schaue ich mir das auf der Karte an, bin ich schon ganz schön weit im Osten und damit schon ganz schön weit in Sibirien. Und nirgends war Asien bisher so greifbar wie es in Ulan-Ude der Fall ist.
Die Zugfahrt von Irkutsk nach Ulan-Ude ist mit 8 Stunden vergleichsweise kurz und ein echtes Highlight auf der Transsibirischen Eisenbahn. Denn die Strecke führt an der gesamten Südküste des Baikal entlang und die Aussicht auf den See ist einfach klasse!
Als Hauptstadt der Republik Burjatien, die an die Mongolei angrenzt, sieht man in Ulan-Ude den mongolischen Einfluss an den Menschen, an der Architektur und ganz in der Nähe ist eines der größten und wichtigsten buddhistischen Klöster Russlands. Dort wird ein 1927 gestorbener Mönch als Mumie ausgestellt und von den Gläubigen als Heiligtum angebetet. Und weil des dort so heilig zuging habe ich es mir dort auch als Nicht-Buddhist nicht nehmen lassen, ein Fähnchen für mich in den Wind zu hängen. Das soll Glück bringen und das kann ich als Reisender immer brauchen.
Für viele Reisende ist Ulan-Ude die Stadt, in der man auf die Transmongolische Eisenbahn nach Ulan-Bator umsteigt. Für mich war es nicht die Mongolei, aber die Ostküste des Baikal, die einen Aufenthalt hier für mich notwendig machte. Denn dorthin fährt kein Zug und man muss in Ulan-Ude auf eine Marschrutka umsteigen.
Ansonsten gibt es nicht viel über Ulan-Ude zu berichten, außer dass dort einer der größten Lenin-Köpfe weltweit steht, als ob in früheren Zeiten die Entfernung zu Moskau durch die Größe der Leninstatue wieder relativiert werden sollte. Heutzutage dient der Kopf höchstens noch als Hintergrund für „lustige und kreative“ Fotos. So ändern sich die Zeiten und dass viele Leute Lenin noch buchstäblich anbeten, habe ich im Lenin-Mausoleum in Moskau live miterleben dürfen. Für sie wäre „Lenin mit Sonnenbrille“ oder „Lenin am Ohr kratzend“ sicherlich nicht so lustig. Andere Zeiten eben.