Nach Moskau habe ich mich darauf gefreut, wieder in eine kleineren Stadt Halt zu machen. Und in Kasan wurde ich nicht enttäuscht. Mit nur knapp über einer Mio. Einwohner ist es recht überschaubar und die Top-Sehenswürdigkeiten kann man gut zu Fuß machen, wie z.B. den Kreml, der neben einer Kirche auch eine Moschee hat, sogar die zweitgrößte in Russland. Eine Moschee deshalb, weil Kazan die Hauptstadt von Tatarstan, einer halbautonomen Republik ist und die Tataren Muslime sind. Das Zusammenleben zwischen den Orthodoxen und den Muslimen klappt übrigens sehr gut, das Klima ist sehr entspannt und jeder macht halt sein Ding.
Einen Tag habe ich genutzt, um mit dem Schiff die Wolga hinunter nach Bulgar zu fahren, der ehemaligen Hauptstadt der Wolgabulgaren (ja, es gibt eine Verbindung zu Bulgarien). Viele Ruinen, Souvenirstände und einen tollen Ausblick auf die Wolga, einen echt sagenhaft riesigen und wunderschönen Fluss.
Was sich in Moskau schon gezeigt hat, wurde in Kazan noch einmal deutlicher: die Fußball WM steht vor der Tür und überall gibt es Baustellen, es wird renoviert und gepflastert wo man hinschaut. Mal sehen, ob das alles rechtzeitig fertig wird.
Wer schonmal in St. Petersburg, bzw. in der Ermitage war oder darüber gelesen hat, kennt vielleicht die Geschichte der Kazaner Katzen, die aufgrund ihres Jagderfolges von Kazan nach St. Petersburg gebracht wurden. Ob sie wirklich so erfolgreich sind, kann ich allerdings nur bedingt bestätigen. Ich habe zwar keine Mäuse gesehen, aber auch außer einer Skulptur keine Katzen.
Übrigens ging zu der Zeit meines Aufenthaltes dort die Sonne morgens schon um halb 4 Uhr auf! Vermutlich liegt das neben der nördlichen Lage fast in der Höhe von Kopenhagen daran, dass Kazan noch in der Moskauer Zeitzone ist (also eine Stunde vor deutscher Sommerzeit), aber schon relativ weit im Osten ist.
Was meine Erlebnisse auf den Zugfahrten betrifft, werde ich wahrscheinlich mal einen eigenen Post machen. So viel sei aber gesagt, alle meine Vorurteile haben sich bisher voll und ganz bestätigt. Die Züge sind sehr pünktlich (wirklich!), teilweise sehr alt und die Leute, die ich bisher im Zug getroffen habe, sind alle sehr hilfsbereit und nett. Auf der Nachtfahrt Moskau-Kazan habe ich meine 4er Parzelle im Großraum-Schlafwagen mit 2 älteren Herren und einer älteren Dame geteilt. Alle waren sichtlich bemüht, ihre alten Deutsch- und Englischkenntnisse wieder auszugraben und mit Google Translate und meinen bescheidenen Russischkenntnissen haben wir zumindest nett Worte gewechselt. Und die ältere Dame, ganz die Oma, guckt mich an und drückt mir ein Käsebrot in die Hand. Ich habe es ihrer Ansicht nach wohl gebraucht.