Issyk-Kul – World Nomad Games, 03.09.-09.09.

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Von den World Nomad Games in Cholpon-Ata am schönen Issyk-Kul habe ich nur durch Zufall von anderen Reisenden gehört und war sofort fasziniert, also musste ich da unbedingt hin. Die Spiele finden alle zwei Jahre statt und sind so etwas wie die Olympischen Spiele für die Sportarten, die, wie der Name schon sagt, etwas mit der nomadischen Kultur zu tun haben.

Darunter sind bekannte Disziplinen wie Ringen, Sumo oder Pferderennen, aber auch eher unbekannte wie Er-Enish (Ringen auf dem Pferd) oder, mein Favorit, Kok-boru, dem Nationalsport Kirgisistans. Das ist eigentlich nichts anderes als Rugby, bei dem die Spieler auf dem Pferd sitzen und anstatt mit einem Rugbyei mit einer toten kopflosen Ziege spielen. Dabei geht es teilweise ganz schön ruppig zu und es kommt schonmal vor, dass ein Reiter samt Pferd einen Salto hinlegen. Das ist aber glücklicherweise selten der Fall, viel eher schmeißt sich ein Spieler, der ein Tor machen will, mitsamt der Ziege vom Pferd ins Tor. Die Leistung und Akrobatik, die sowohl Spieler als auch Pferde dabei an den Tag legen, ist absolut bewundernswert und nicht umsonst ist die kirgisische Mannschaft bei jedem Spiel der Favorit. Denn von den Kirgisen sagt man, sie werden schon auf dem Pferd geboren.

Und so haben sie auch bei den World Nomad Games jeden Gegner verputzt und letztendlich die Goldmedaille geholt. Die Kasachen, die sonst immer gegen Kirgisistan im Finale stehen, haben gegen Usbekistan verloren und sind, zur Überraschung und Freude des Publikums (hauptsächlich Kirgisen und Touristen), nur auf dem dritten Platz gelandet. Mitgespielt haben auch ein französisches und ein amerikanisches Team, wobei die Franzosen einfach nicht mithalten konnten und die Amerikaner immerhin auch das eine oder andere Mal die Ziege ins gegnerische Tor gebracht haben. Und die haben unter erschwerten Bedingungen trainiert, denn in den USA durften sie nicht mit einem toten Tier spielen. Ganz zu schweigen davon, dass es aufgrund der Unbekanntheit im Land wahrscheinlich nicht ganz einfach war, für ein Trainingsspiel zwei Mannschaften aufzustellen.

Neben den sportlichen Disziplinen gab es noch Wettkämpfe und Ausstellungen in kulturellen Disziplinen, wie Folkloretänze und -gesänge, verschiedene Jagden mit Raubvögeln und Hunden und Geschwindigkeits-Jurten-Auf- und Abbau. Diese fanden in einem wunderschönen Tal, circa eine Stunde Fahrt mit dem Minibus von der Sportarena entfernt, statt. Dort haben die Teilnehmer eine richtige Kleinstadt aus Jurten aufgebaut, mit VIP-Jurten, Jurten für die Presse, kleinen Jurtendörfern der teilnehmenden Städte Kirgisistans und Rotes-Kreuz-, bzw. roter Halbmond-Jurten.

Und weil es Nomadenspiele waren (und weil es in Zentralasien halt so ist), war die Organisation der Wettkämpfe und die Information für die Besucher eher improvisiert oder einfach nicht vorhanden. So zumindest haben wir es uns erklärt, wenn wir den Minibus für die Rückfahrt oder einen Wettkampfort in dem Tal mal wieder nicht gefunden haben. Und das ist nicht etwa abwertend oder böse gemeint. Denn wir hatten mit den anderen Zuschauern zusammen einen riesen Spaß mit den für uns teilweise exotischen Sportarten und natürlich mit den Kirgisen im Stadion. Und man arbeitet dort halt mit dem was man hat und macht das Beste daraus, auch wenn hinter den Spielen kein milliardenschwerer IOC steht.

Leider hatte ich zur Eröffnungsfeier der Spiele keine Eintrittskarte mehr bekommen. So war ich froh, noch ein Ticket für die Abschlussfeier ergattert zu haben und ich war doch etwas überrascht, als beim anschließenden Konzert alle Zuschauer zu der live auftretenden deutschen Schlagergruppe Dschinghis Khan und ihren Liedern „Moskau“ und „Dschingis Khan“ eine Bombenstimmung gemacht haben. Ich wusste gar nicht, dass man die außerhalb Deutschlands überhaupt kennt. Ich habe mir aber sagen lassen, dass sie in Russland und Zentralasien sehr populär sind. Naja, Geschmäcker sind ja verschieden 🙂

Für die Kirgisen waren es dann erstmal die letzten Spiele. In zwei Jahren finden die Spiele in der Türkei statt und wenn es sich einrichten lässt, fahre ich auf jeden Fall wieder hin. Die Türkei liegt ja auch ein bisschen näher als Kirgisistan.