Bischkek, 27.08.-13.09.

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Bischkek ist die Hauptstadt Kirgisistans. Sie ist erst im 19. Jahrhundert gegründet worden und hat dadurch nicht die Aura einer Jahrtausende alten Seidenstraßenstadt wie Osch oder Xi‘an. Viele Reisende bleiben nur für einen oder zwei Tage, nach Ankunft im Land oder vor der Weiterreise nach Kasachstan.

Ich wollte allerdings meine weitere Reise planen und Bischkek ist ein guter Ort dafür. Nicht zuletzt, weil es dort einige sehr gute Cafés und Craftbier-Bars gibt. Auch wollte ich Nurlan, einen alten Freund aus meiner Praktikumszeit in Indien, treffen. Gebürtig aus Osch war er während des Studiums in der Türkei (die Kirgisen sind ein Turkvolk, daher ist die Verbindung zur Türkei eng), hat dann eine Zeit in Almaty, Kasachstan, gearbeitet und ist nun der Familie wegen wieder zurück in seiner Heimat Kirgisistan. Wir haben uns 16 Jahre nicht gesehen und entsprechend viel hatten wir uns zu erzählen.

In meine Zeit in Bischkek fiel auch der 31. August, dem kirgisischen Unabhängigkeitstag. An dem Tag hat das Land 1991 seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion erklärt und das wird jedes Jahr auf dem zentralen Platz in Bischkek mit einer Rede des Präsidenten, Tanzeinlagen und abends einem großem Konzert gefeiert, zu dem ganz Bischkek zusammenkommt und seinen hiesigen Popstars zujubelt.

Auch im Alltäglichen ist die Verbindung zu Russland, sowohl die vergangene nationale als auch die heutige eher wirtschaftlich geprägte, deutlich erkennbar. Neben Kirgisisch wird hauptsächlich Russisch gesprochen, die Architektur ist typisch sowjetisch protzig und wenig ästhetisch und die Leninstatue, die in den 90ern abgerissen wurde, wurde vor einigen Jahren auf Wunsch der Bürger der Stadt, wieder aufgestellt. Viele Kirgisen arbeiten ferner in Russland und überweisen ihren Verdienst an ihre Familien in der Heimat. Man sagt, diese Zahlungen betragen ca. 20% des kirgisischen Bruttoinlandsprodukts.

Auch im Handel setzt das Land sehr stark auf Russland. Aufgrund der Nachbarschaft zu China ist Kirgisistan zu einer Drehscheibe chinesischer Produkte geworden, die von dort in den Westen, aber hauptsächlich nach Russland gehandelt und transportiert werden. Nirgends habe ich das intensiver  beobachtet als auf dem Dordoi Markt im Norden Bischkeks. Der Markt ist wirklich einmalig, denn er ist einfach riesig und besteht eigentlich ausschließlich aus Schiffscontainern, aus denen die Ware, vom Kühlschrank über Teppiche bis hin zur chinesischen Fake-Markenware, direkt an die Besucher oder an den nächsten Händler verkauft werden. Ich hätte mich dort Tage aufhalten können, was auch kein Problem gewesen wäre, da es in und rund um diese Containerstadt Cafés und Restaurants gibt, in denen man sich, wenn man sich mal wieder verlaufen hat, für den nächsten Versuch herauszukommen, stärken kann.

Überhaupt bin ich auf meiner Reise zu einem großen Fan von Basaren, bzw. Markthallen geworden. Ich mag die Mischung aus geschäftigem Treiben, den angebotenen Waren und echtem Leben dort. Man bekommt auf einem Basar einen guten Eindruck vom  jeweiligen Land und seinen (kulturellen und kulinarischen) Besonderheiten.

Eine kulinarische Besonderheit gibt es nicht nur auf dem Basar, sondern an jeder Straßenecke zu kaufen. An kleinen Ständen mit bunten Fässern werden Erfrischungsgetränke verkauft (und von den Kirgisen rege getrunken), für die mir geschmacklich nicht immer ein  westeuropäisches Pendant einfällt. Im blauen Fass ist Chalap, das ist wie Ayran, nur wässriger und salziger, im braunen Fass ist Kwass, das kennt man vielleicht noch, und im roten Fass ist Maxym. Das wird aus Wasser, Getreideschrot, Mehl, Hefe und Margarine/Tierfett hergestellt uns schmeckt wie flüssiger salzig-saurer Haferbrei mit Kohlensäure. Jeden Tag müsste ich das nicht trinken, aber es ist nahrhaft, der Becher ist mit ungerechnet 12 Cent recht günstig und man sollte es probiert haben, wenn man den kirgisischen Ess- und Trinkgewohnheiten etwas näher kommen möchte.

Auf meiner nächsten Reise Etappe, den World Nomad Games am Issyk-Kul, bot sich mir die Gelegenheit, auch den  traditionellen Sport der Kirgisen, bzw. der Nomaden, kennenzulernen.