Turpan+Kashgar, 02.08.-08.08.

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Turpan und Kashgar liegen beide in der Provinz Xinjiang, flächenmäßig ein Sechstel Chinas, aber nur ein sechzigstel der Bevölkerung. Dennoch genießt die Provinz in Peking hohe Aufmerksamkeit. In Xinjiang lebt mit den Uighuren eine muslimische Minderheit, die aus Sicht Pekings lieber dem Parteibuch als dem Koran folgen sollten und die Provinz ist für das neue Seidenstraßen Projekt strategisch die wichtigste Provinz für China, da sie die Schnittstelle nach Zentralasien und damit nach Europa ist. Und das lässt Peking die Leute auch spüren.

Die Polizei hier ist allgegenwärtig, es gibt Passkontrollen an jeder Straßenecke und so viel Stacheldraht und Autosperren habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen.

Dennoch sind die Uighuren ein sehr freundliches und offenes Volk, das mir ehrlich gesagt sympathischer war als die Han Chinesen. Vielleicht liegt das auch daran, dass sie mir als Turkvolk schon von ihren Wurzeln her geographisch näher sind als die Chinesen.

Turpan ist eine alten Oasenstadt im Tarimbecken und eine der tiefsten Stellen auf Land weltweit, 155 Meter unter dem Meeresspiegel. Die Gegend ist hauptsächlich bekannt für ein paar Ruinenstädte und ihren Wein, den ich allerdings nicht probiert habe. Bei 40 Grad Celsius war mir nicht nach einem schönen Glas Roten. Die Weintrauben, Melonen und Aprikosen von dort waren hingegen, auch wegen der Hitze, eine meiner favorisierten Mittagessen.

Kashgar heute ist, vielleicht etwas direkt ausgedrückt, ein Disneyland für chinesische Touristen. In der Innenstadt reihen sich die Hotelbunker aneinander und mit deren bunt beleuchteten Fassaden sieht es nachts aus wie Las Vegas. Von der echten Altstadt ist kaum mehr was übrig. Sie wurde, offiziell aus mehreren Gründen, weitestgehend plattgemacht und sie ist nicht für Ausländer begehbar. Dafür sorgen Wachmänner an den Eingängen. Gewichen ist die Altstadt einer „neuen Altstadt“, dem sogenannten Old Town Scenic Spot, mit vielen breiten Fußgängerstraßen, auf den die Touristen in Shuttlebussen durch die Gegend kutschiert werden, und noch mehr Überwachungskameras und Ausweiskontrollen für die Uighuren. Die Gebäude sehen zwar alt aus, sind aber alles Neubauten mit alt aussehender Fassade. Dennoch gibt es auch hier noch spannende und für mich unerwartete Orte zu entdecken. Ich bin mit José, einem Portugiesen in der Stadt unterwegs gewesen, auf der Suche nach einer Reiseagentur, die für wenig Geld eine Fahrt über die kirgisische Grenze nach Osh organisieren kann. Die haben wir nicht gefunden, dafür wollte José als Geschichtslehrer unbedingt noch die alten Konsulate der Briten und der Russen aufsuchen. Diese kannte ich bislang nicht und war dann sehr froh, als ich im ehemaligen russischen Konsulat meine ersten Pommes Frites seit langem gegessen habe, übrigens mit Essstäbchen, was sogar besser funktioniert als mit der Gabel.

Ein bisschen Ironie der Geschichte: das ehemalige britische Konsulat, hinter einem riesigen Hotelkomplex versteckt, ist heute ein chinesisches Restaurant.