• mein erster echter russischer Borscht

Jekaterinburg, 23.05.-25.05.

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Gerade bin ich auf dem Weg nach Novosibirsk, 1.600km in ca. 21 Stunden. Ich sitze auf meiner Pritsche, ich nehme immer die obere, damit ich meine Ruhe habe, wenn ich will. Von unten riecht es nach chinesischen Instant Nudeln, einer der Mitreisenden, Sergej der Polizist, hat sich Mittagessen gemacht. Instant Nudeln sind ein sehr beliebtes Essen auf Zugfahrten, da man dafür nur heißes Wasser braucht. Und das gibt es im Zug kostenlos und immer verfügbar aus den Samowars, die es in jedem Wagon gibt. Ich hatte meine bereits früher am Tag. Noch 7 Stunden nach Novosibirsk.

Es bleibt also ein Wenig Zeit, meinen Aufenthalt in Jekaterinburg Revue passieren zu lassen.

Für mich gab es in der Stadt eigentlich nur zwei sights, die ich sehen wollte. Das Monument, das die Grenze zwischen Europa und Asien symbolisiert und die Kirche Auf Dem Blut, die an der Stelle erbaut wurde, an der 1918 die Bolschewiken den letzten Zar, Nikolas II., und seine Familie erschossen haben. Ansonsten gibt es, wenn man in der Stadt unterwegs ist, noch weitere historische Monumente, Statuen und Gebäude und die Geschichte der Stadt ist eigentlich auch bemerkenswert (ein Deutscher war Mitbegründer der Stadt, Boris Jelzin war hier Bürgermeister, bis 1990 war die Stadt wegen ihrer Militärindustrie für Fremde nicht zugänglich, …), aber das lässt sich auch nachlesen.

Zum Top-Sight Nummer eins, der Grenze Europa-Asien: im Nachhinein war nicht die Grenze zwischen den Kontinenten spannend, sondern, dass das „Monument“ so unsagbar unscheinbar ist, dass man es fast übersieht. Und natürlich wird auch da, in Vorbereitung der WM, gerade gebaut und aufgehübscht. Fast schon süß ist, dass frisch Verheiratete an diesen Ort fahren und ein Bändchen am Zaun oder einem Baum anbringen, das bringt wohl Glück. Und da die Russen allgemein abergläubisch sind, flattern da viele Bändchen im Wind. Zu dem Monument kommt man nur mit dem Auto, ich habe es daher mit einem Taxi besucht. Und ehrlich, die fahren wie die Verrückten. Und das auf teilweise Straßen, die in Deutschland nicht als solche bezeichnet werden würden. Ich war in dem Moment jedenfalls froh um meine Auslands-Krankenversicherung.

In Jekaterinburg konnte ich dann noch eine Premiere feiern, das erste mal habe ich nicht im Hostel, sondern privat über Couchsurfing übernachtet. Und es gefällt mir. Es gibt einem ein Bisschen das Gefühl, nicht nur Tourist zu sein, sondern am Leben der locals teilzuhaben. Wo und wie sonst bekommt man so gute Einblicke ins Land. Und Oleg, mein Gastgeber, ist ein Reiseverrückter, er hat mit seinen 30 Jahren schon mehr Länder bereist als ich (30) und macht sich bald auf den Weg nach Alaska. Auf seinen Reisen macht er Filme über über das Land, postet die auf seinen youtube-Kanal und verdient damit sein Geld. Sein Film über Papua-Neuguinea hat derzeit schon über 2,2 Mio. Aufrufe. Für Stoff für spannende Unterhaltungen beim Tee und beim Kochen/Essen war also gesorgt.